Ehemaliger Direktor des Hauses der Natur Norbert Winding über das Jahrhundertprojekt
(LK) „Das Land Salzburg hat mit den Salzachauen die großartige Chance, mit Renaturierungsmaßnahmen einen einzigartigen Naturpark zu gestalten. Die ersten Maßnahmen in der Weitwörther wurden erfolgreich gesetzt, dann wurde auch die Antheringer gekauft, wodurch ein Jahrhundertprojekt für uns und kommende Generationen nun möglich wird“, sagt Norbert Winding.
Der ehemalige Direktor des Hauses der Natur und Biologe Norbert Winding gerät beim Wandern durch den künftigen Naturpark Salzachauen ins Schwärmen. Kein Wunder, denn kaum jemand weiß so gut wie er, dass diese Idee bereits seit mehr als zehn Jahren in Salzburg reift. „Und dann hat das Land Salzburg nach der Weitwörther Au auch die Antheringer gekauft und es beginnt diese Vision von acht Quadratkilometern Naturjuwel vor den Toren der Stadt Salzburg Wirklichkeit zu werden“, so Winding.
Winding: „Kathedrale für die Zukunft!“
Der ehemalige Direktor des Hauses der Natur bezeichnete schon vor mehr als zehn Jahren den Naturpark Salzachauen als „Kathedrale für die Zukunft“. „Ich meine damit, dass unsere Vorfahren uns prachtvolle Kulturbauten hinterlassen haben, zum Beispiel die Salzburger Altstadt mit Dom und Festung oder auch in Wien den Stephansdom und das Schloss Schönbrunn. Sie gehören zu unserer Identität, wir in Salzburg und Österreich leben unter anderem auch von diesem Erbe aus der Vergangenheit. Was wir heute unseren Enkelkindern als große Werte hinterlassen können, sind intakte Naturgebiete. Das sind die Kathedralen der Zukunft, die für unsere Nachkommen eine reiche Basis für das Leben werden können. Die Salzachauen sind genau das“, so Winding.
Naturpark Salzachauen
Bis 2029 werden die Weitwörther Au, sie ist bereits fast fertig renaturiert, und die Antheringer Au zum Naturpark Salzachauen. Acht Quadratkilometer Schutzgebiet werden so entstehen. „Jetzt ist die Salzach in der Antheringer Au ein schnurgerader, sehr eingeengter Fluss. Dieser ist von der umgebenden Au weitgehend entkoppelt. Durch die Renaturierung wird die Salzach deutlich aufgeweitet und sich wieder mit der Au verbinden. Die Au an sich wird dadurch in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Funktion ökologisch noch wesentlich vielfältiger“, erklärt Norbert Winding.
Vom Nationalpark bis zur Salzachau
Für den gebürtigen Pinzgauer schließt sich mit den Salzachauen ein Kreis. „Ich finde den Gedanken, dass wir im Süden, also im Pinzgau, Pongau und Lungau, den Nationalpark Hohe Tauern haben und im Norden, also im Flachgau und nahe der Stadt Salzburg den Naturpark Salzachauen, sehr schön. Und das Beste daran ist, dass es kein Gedanke bleibt, sondern Wirklichkeit wird“, unterstreicht Winding. Er habe die Diskussionen und die Skepsis auch bei der Gründung des Nationalparks miterlebt und „jetzt sind alle froh, dass wir ihn haben.“
Winding: „Richtige politische Entscheidung.“
Dass der Kauf der Antheringer Au durch das Land Salzburg in die Kritik geraten ist, sieht Winding wiederum kritisch. „Diese politische Entscheidung wurde gefällt, weil die Landesregierung den großen Wert der Au für die Zukunft und die kommenden Generationen erkannt hat. Die weitreichenden Renaturierungsmaßnahmen können nur durchgeführt werden, wenn dem Land das Gebiet gehört“, ist er überzeugt.
Erlebbares Naturjuwel
Das sieht Norbert Winding offenbar nicht nur aus der Sicht des Biologen so. „Diese Naturjuwele werden immer seltener. Daher ist es definitiv eine Investition in die Zukunft. Dass die Menschen auch im Nahbereich der Stadt die Chance bekommen, die Natur zu erleben, Ruhe zu finden und sich zu erholen, sehe ich als einen besonderen und zusätzlichen Wert“, unterstreicht der Biologe. Schon vor zehn Jahren sei das im Konzept vorgesehen gewesen, Naturschutz, Naturerlebnis und Erholung gehen Hand in Hand, der Mensch ist Teil des großen Ganzen.
Schutz für Natur und Mensch
Am Ufer der Salzach wird dann bei der Wanderung mit Norbert Winding offensichtlich, dass in diesem Bereich Naturschutz und Hochwasserschutz eine Win-Win-Situation sind. „Wenn die Salzach mehr Platz bekommt, entstehen bei Hochwasser Retentionsbereiche, die umgebende und flussabwärts gelegene Orte schützen. Gleichzeitig entstehen neue Lebensräume wie Schotterinseln und Uferbereiche, die einmal mehr und einmal weniger vom Wasser bedeckt sind.“
Weitere Informationen
Über die einzelnen Aspekte zum Ankauf der Antheringer Au und zum Naturpark Salzachauen wurde umfangreich informiert. Hier einige Beispiele:
- „Naturpark Salzachauen: Ein Paradies für Artenschutz und Klimaschutz“ (16. September 2024)
- „Naturpark Salzachauen: Der Mensch wird Teil des großen Ganzen“ (12. September 2024)
- „Naturpark Salzachauen: Der Fluss darf wieder ein richtiger Fluss sein“ (10. September 2024)
- „Die Antheringer Au ist in Wahrheit noch viel mehr wert“ (4. September 2024)
- „Naturpark Salzachauen wird ein Vorzeigeprojekt für Artenschutz und Naherholung“ (19. August 2024)
- „Jahrhundertprojekt Naturpark Salzachauen wird umgesetzt“ (3. Oktober 2022)
- „Gutachten zum Thema Antheringer Au vorgestellt“ (17. November 2022)
Medien
Norbert Winding in der Salzachau
Land Salzburg/Melanie Hutter - Weitwörther Au im Flachgau, hier ist die Renaturierung bereits abgeschlossen und durch Besuchermöglichkeiten ist das Naturschutzgebiet auch für die Menschen erlebbar.
Land Salzburg/Melanie Hutter - Johann Seiwald (Referat Wasserbau Land Salzburg), Bernhard Riehl (Referat Naturschutzrecht Land Salzburg), Markus Graggaber (Abteilungsleiter Natur und Umwelt Land Salzburg) und Norbert WInding(ehem. Dir. d. Hauses d. Natur)
Land Salzburg/Melanie Hutter - Norbert Winding, ehemaliger Direktor des Hauses der Natur, an der Salzach, die in diesem Bereich bereits aufgeweitet wurde.
Land Salzburg/Melanie Hutter - Bis 2029 entsteht mit der Weitwörther Au und mit der Antheringer Au der Naturpark Salzachauen.