Alpines Wassermanagement

Lebensquelle Wasser: Die Herausforderung der Alp- und Almwirtschaft in Zeiten des Klimawandels

Wasser ist entscheidend für das Leben und die natürlichen Kreisläufe, doch durch den Klimawandel nehmen die Herausforderungen wie Trockenperioden und Starkniederschläge zu, besonders in Gebirgsregionen, wo Rückgänge bei Schneebedeckung und Gletschern zudem die Wasserverfügbarkeit verringern.

In den Alpen des ARGE ALP Gebiets spielt die Alp- und Almwirtschaft eine wichtige Rolle. Sie ist ein bedeutendes kulturelles Erbe des Alpenraums mit grosser ökologischer und sozialer Relevanz, die weit über die reine Produktionsfunktion hinausgeht. Die zunehmenden Extremwetterereignisse stellen jedoch eine erhebliche Herausforderung für die weitere Bewirtschaftung der Alpen dar, und in den letzten Jahren waren teils drastische Maßnahmen wie frühzeitige Abtriebe oder Helikopterflüge zur Wasserlieferung nötig.

Der Kanton Tessin entschied sich im Rahmen seiner Präsidentschaft der Arbeitsgemeinschaft ARGE ALP 2024 das Thema Wasser auf den Alpen (Sömmerungsgebiet), die Versorgung der Sömmerungsbetriebe, die nachhaltige Nutzung und Entsorgung des Abwassers vor dem Hintergrund der globalen Problematik des Klimawandels und extremer Wetterereignisse in einem Projekt anzugehen.

Ziele & Massnahmen

Mit dem Projekt soll das Thema Wasser im Alpgebiet mehr Aufmerksamkeit erhalten. Langfristige Tendenzen und mögliche Folgen sollen allen relevanten Stakeholdern bekannt sein. In den unterschiedlichen Regionen der ARGE ALP Arbeitsgemeinschaft gibt es innerhalb des Themas Wasser unterschiedliche Schwerpunkte aufgrund lokaler Unterschiede, wodurch sich unterschiedliche Expertise bildet. Ein Wissenstransfer und Austausch zwischen den Alpenregionen innerhalb und ausserhalb der ARGE ALP soll aktiv gefördert werden. Das Projekt soll allerdings nur als Ausgangspunkt dienen, der langfristige Austausch und der Fokus für das Thema sollen erhalten bleiben.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden verschiedene Massnahmen ergriffen. Durch Gespräche mit Fachpersonen aus den unterschiedlichen Regionen innerhalb der ARGE ALP wurden bereits bestehende «Best Practice» Beispiele gesammelt, strukturiert und hier allen als Inspirations- und Informationsquelle zugänglich gemacht. Vereinzelt wurden auch Gespräche in an das ARGE ALP Gebiet angrenzenden Regionen geführt. Diese sind weiter unten aufgeführt.

Neben den Best-Practice-Beispielen wurden durch intensive Gespräche und den Austausch auch zahlreiche allgemeine Erkenntnisse gewonnen. Das technische Wissen und das Bewusstsein für zukünftige Herausforderungen sind stark von der Region abhängig. In Karstgebieten der Alpen müssen die Menschen oft schon seit Langem mit Wasserknappheit umgehen und haben entsprechende Strategien entwickelt. In anderen Regionen reagieren die Akteure jedoch eher reaktiv als proaktiv, indem sie technische Lösungen wie das Verlegen neuer Leitungen, das Erschließen zusätzlicher Quellen oder den Bau von Reservoirs einsetzen.

Darüber hinaus gibt es in der Alpenregion viele Ansätze, um den zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, die sich nicht direkt als Best Practice in die Sammlung einordnen lassen. Dazu zählen Maßnahmen im Vegetations- und Weidemanagement sowie die Wiederentdeckung traditioneller Systeme wie Waldweiden und Suonen (Bewässerungskanäle). Es besteht weiterhin erheblicher Forschungsbedarf, ebenso wie die Dringlichkeit, Forschungsergebnisse zügig in die Praxis zu übertragen und innovative Lösungen intensiv voranzutreiben. Diese Erkenntnisse werden im Projektbericht ausführlich dargestellt.

Am 24. Oktober 2024 hat der Kanton Tessin eine Fachtagung zum Thema organisiert. Das Programm führte die Teilnehmenden durch die intensiven Austauschprozesse, die während des Projektjahres 2024 stattgefunden haben. Auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Prognosen folgten Vorträge zur Bedeutung der Prävention und zu technischen Lösungsmöglichkeiten. Den Abschluss der Tagung bildete eine Diskussionsrunde, bei der Wissenschaftlerinnen, leitende Amtspersonen und politische Vertreterinnen die gewonnenen Erkenntnisse aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Diese Diskussion bereitete den Übergang zum Treffen der Regierungschefs der ARGE ALP vor, das am folgenden 25. Oktober stattfand.

Die Erkenntnisse aus der Tagung flossen in eine Resolution ein, die den Regierungschefs der ARGE ALP zur Unterzeichnung vorgelegt wurde. Basierend auf der in der Fachtagung geschilderten Ausgangslage und den Lösungsmöglichkeiten, wurden den Regierungschefs der ARGE ALP mehrere Forderungen gestellt: Von der Anerkennung der Bedeutung der Alp- und Almwirtschaft, zur Wichtigkeit des Thema Wasser und Wassermanagement im Sömmerungsgebiet bis hin zur Bedeutung des kontinuierlichen Wissenstransfer und Austausch und der Prognosen und Sensibilisierung der betroffenen Alpregionen. Darauf aufbauend sollen gezielte Fördermassnahmen entwickelt und angewandt werden.

Weitere Informationen & Inspirationsquellen

Schweiz

International

  • Im Rahmen des Programms ALCOTRA («Alpi Latine Cooperazione Transfrontaliera», grenzüberschreitende Zusammenarbeit lateinische Alpen), eines der europäischen Programme für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, laufen zurzeit zwei Projekte die sich mit dem Thema des Wassermanagements befassen: ACLIMO, der sich ebenfalls mit der Sensibilisierung der Akteuren befasst und unter anderem eine Sammlung an gute Projekte zum Ziel hat und BECCA, der sich mit Speicherteichen und dessen korrekten Planung und Realisierung befasst.
  • FogQuest: Eine gemeinnützige, eingetragene kanadische Wohltätigkeitsorganisation, die sich der Planung und Durchführung von Wasserprojekten für ländliche Gemeinden in Entwicklungsländern widmet.
  • Dew ponds: «Tauteiche», sind geheimnisvolle, von Menschenhand geschaffenen Elemente der ländlichen englischen Landschaft. Sie haben eine faszinierende Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Diese künstlichen Teiche wurden in erster Linie angelegt, um das Vieh in Gegenden zu tränken, in denen es kaum natürliche Wasserquellen gab, wie z. B. in hohen, kalkhaltigen Niederungen.Capturing the Clouds: The History of Britain’s Ancient Dew Po
  • Warka Tower: Das System ist so konzipiert, dass es Wasser aus der Atmosphäre (Regen, Nebel, Tau) auffängt und so eine alternative Wasserquelle für die ländliche Bevölkerung Afrikas bietet, für die der Zugang zu Trinkwasser schwierig ist. Es handelt sich um eine passive Struktur, die nur durch natürliche Phänomene wie Schwerkraft, Kondensation und Verdunstung funktioniert.