ARGE-ALP-Regierungschefkonferenz: Tirol treibt gemeinsamen Schutz vor Naturgefahren voran

  • 55. Regierungschefkonferenz der ARGE ALP im Schweizer Kanton Tessin
  • Auf Antrag Tirols wird Ausarbeitung von Strategie zum präventiven Naturgefahren- und Katastrophenmanagement beschlossen
  • Weitere Resolution zur nachhaltigen Wasserbewirtschaftung
  • ARGE-ALP-Präsidentschaft von Tessin an Trentino übergeben
  • Verleihung des ARGE-ALP-Preises: Projekte aus Tessin, Lombardei und Südtirol ausgezeichnet

Heute, Freitag, trafen sich die Regierungschefs der zehn Mitgliedsländer der ARGE ALP (Arbeitsgemeinschaft Alpenländer) aus Österreich, Italien, Deutschland und der Schweiz in der Gotthard Arena in Ambrì im Kanton Tessin (Schweiz). Für Tirol nahm LH Anton Mattle am Treffen teil. Im Fokus stand dabei das Thema Wassermanagement, auf das Tessin im Rahmen seines Vorsitzes den Schwerpunkt gelegt hat: Von der Wasserknappheit auf den Almen über die Senkung des Grundwasserspiegels bis hin zur erhöhten Überschwemmungsgefahr und anhaltenden Dürreperioden – Herausforderungen wie diese betreffen den gesamten Alpenraum. Im Rahmen der Konferenz unterzeichneten die Regierungschefs eine gemeinsame Resolution, um den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur nachhaltigen Wasserbewirtschaftung zwischen den Alpenregionen weiter zu stärken und innovative Ideen zu fördern. Tirol machte aus aktuellem Anlass den Schutz vor Naturgefahren zum Thema: Auf Antrag Tirols beschlossen die Regierungschefs die Ausarbeitung einer gemeinsamen Strategie zum präventiven Naturgefahren- und Katastrophenmanagement in der ARGE ALP.

„Naturgefahren sind im Alpenraum allgegenwärtig und Extremereignisse werden immer häufiger. So waren in diesem Jahr etwa Bayern, Tessin und Graubünden sowie zuletzt Tirol und Vorarlberg von massiven Unwettern und Überschwemmungen betroffen. Um Schäden vorzubeugen und Personen sowie Infrastruktur weitestgehend zu schützen, gilt es vor allem auf Prävention zu setzen. Ich sehe das als eine zentrale Aufgabe der Alpenländer, an der künftig auch im Rahmen der ARGE ALP gemeinsam verstärkt gearbeitet werden soll“, betont LH Mattle.

Die Nutzung von und der Schutz vor Wasser

Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung ist essentiell für die langfristige Erhaltung der alpinen Wirtschaftsstrukturen, sind sich die Regierungschefs einig. Am Vortag der Regierungschefkonferenz fand eine wissenschaftliche Tagung zum nachhaltigen Wassermanagement auf den Almen statt. Dort tauschten ExpertInnen aus dem Alpenraum bisher gesammelte wissenschaftliche Erkenntnisse aus, insbesondere über Projekte, die bereits umgesetzt wurden, um Wasser in großer Höhe zu speichern und intensive Regenperioden optimal zu nutzen. Sie formulierten auch konkrete Forderungen, die in die Resolution der Regierungschefs einflossen.

Die von den Fachabteilungen des Landes Tirol erarbeitete Resolution fokussiert insbesondere auf hydrologische Naturgefahren. Sie enthält Empfehlungen, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren und die Resilienz der Alpenländer gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu stärken. Zentrale Aspekte dabei sind ein integriertes Naturgefahrenmanagement, eine risikoorientierte Raumplanung, die Definition von Sicherheitsniveaus und deren Vereinheitlichung im Alpenraum, die Berücksichtigung des Restrisikos sowie Risikokommunikation und Risk Governance.

Trentino ist neues Vorsitzland

Im Rahmen der Regierungschefkonferenz wurde der jährlich wechselnde Vorsitz des Alpenbündnisses übergeben: vom Schweizer Kanton Tessin an die Autonome Provinz Trient im Norden Italiens.

Schulprojekt aus Tessin holt sich ersten Preis

Auch der diesjährige ARGE-ALP-Preis, der im Zeichen der nachhaltigen Wassernutzung stand, wurde bei der Regierungschefkonferenz in Ambrì vergeben. Die drei Siegerprojekte stammen aus dem Tessin, der Lombardei und Südtirol. Den ersten Preis erhielt das Projekt der höheren technischen Lehranstalt in Bellinzona/Tessin (SSST). Die SchülerInnen entwickelten mithilfe von Künstlicher Intelligenz ein System zur Fernverwaltung von Brunnen. Der zweite Preis ging an das Projekt „Der digitale Wasserwächter“ der Firma Gargano ADV, das ebenfalls KI zur Überwachung und Steuerung nutzt. Den dritten Preis erhielt der Südtiroler Bauern- und Direktbauernverband für das Projekt „Wasser Pilot“ zur Verbesserung der Bewässerung in der (Grün-)Landwirtschaft sowie im Obst- und Weinbau. Die PreisträgerInnen erhielten ein Preisgeld von insgesamt 12.000 Euro. Die Auswahl der Siegerprojekte erfolgte nach einem zweistufigen Verfahren: Eine regionale Jury leitete die FinalistInnen aus dem eigenen Land an die internationale Jury weiter, welche schließlich die finale Auswahl traf. Die Tiroler Siegerprojekte waren: die Beregnungsanlage in Prutz (Bezirk Landeck), das Trinkwasserkraftwerk in Axams (Bezirk Innsbruck-Land) sowie die Ausstellung zum Weg des Wassers in Landeck (siehe Presseaussendung vom 12.08.2024).

Die ARGE ALP in Tirol

Jedes Jahr setzt die ARGE ALP eine Reihe von Projekten in allen Mitgliedsländern um. In Tirol gastierte zuletzt etwa die European Talent School – ein Kooperationsprojekt der ARGE ALP und der Fraunhofer-Gesellschaft München, bei dem SchülerInnen Einblicke in die angewandte Forschung erhalten (siehe Presseaussendung vom 20.10.2024). Darüber hinaus fand im Oktober der ARGE ALP Orientierungslauf in Igls (Innsbruck) statt. Am zweitätigen Länderkampf hatten sich rund 650 TeilnehmerInnen aus den Mitgliedsländern der ARGE ALP sowie den Gastregionen Baden-Württemberg und Thurgau gemessen (mehr dazu hier).

Neben Tirol umfasst die ARGE ALP die Länder Salzburg, Vorarlberg und Bayern, die Lombardei, das Trentino und Südtirol sowie die schweizerischen Kantone Tessin, Graubünden und St. Gallen. Tirol hatte zuletzt im Jahr 2022 die Präsidentschaft inne, in dem das 50-jährige Jubiläum des Alpenbündnisses gefeiert wurde. Gegründet wurde die ARGE ALP am 12. Oktober 1972 auf Initiative von Eduard Wallnöfer in Mösern in Tirol. Im Rahmen der ARGE ALP nehmen sich die Mitgliedsländer gemeinsam wichtigen grenzüberschreitenden Themen wie Verkehr, Berglandwirtschaft, Energie oder Klimaschutz an.

Mehr Informationen zur ARGE ALP finden sich unter www.argealp.org.