Der Experte für bakterielle Genomik an der Freien Universität Bozen Hannes Schuler erhält als erster Südtiroler Forscher im Rahmen der Joint Projects eine Finanzierung für sein Forschungsprojekt.
Phytoplasmen sind Bakterien, die zahlreiche Pflanzenkrankheiten, wie zum Beispiel den Besenwuchs (Apfeltriebsucht) übertragen. Welche Faktoren diese Übertragung beeinflussen und welche Möglichkeiten sich dadurch für die Bekämpfung der bedrohlichen Apfeltriebsucht ergeben, wird in dem länderübergreifenden Forschungsprojekt zwischen der Freien Universität Bozen und Christian Stauffer von der Universität für Bodenkultur Wien erforscht. Mithilfe populationsgenetischer Methoden soll die komplexe Wechselwirkung zwischen Insekten und Bakterien untersucht werden. Für das bilaterale Forschungsprojekt hat das Land Südtirol im Rahmen der Initiative Joint Projects knapp 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Internationale Kooperationsprojekte Österreich-Südtirol
Das 2018 unterzeichnete Abkommen zwischen der Südtiroler Landesverwaltung und dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF, Österreichs zentraler Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung, bietet Südtiroler Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, mit österreichischen Forscherinnen und Forschern gemeinsame Forschungsprojekte durchführen zu können. Seit Jänner 2019 wurden insgesamt elf Anträge beim FWF eingereicht. Sechs Projekte haben das gestrenge Peer-Review-Verfahren bereits durchlaufen, fünf davon wurden abgelehnt. Die restlichen fünf Projekte sind noch in Begutachtung. Damit ist Hannes Schuler als Experte für bakterielle Genomik der erste Südtiroler Forscher, der im Rahmen der Joint Projects eine Finanzierung für sein Forschungsprojekt erhalten hat.
Genomanalyse zum Schutz von Apfelbäumen
"Das Projekt heißt FIGHToplasma und wird drei Jahre lang die Vermehrung von Phytoplasmen untersuchen, die für die Apfeltriebsucht verantwortlich sind", erklärt Forscher Hannes Schuler: Dem Forscherteam gehören neben Schuler Forschende der Universität für Bodenkultur in Wien und der Universität Turin, des Versuchszentrums Laimburg und der Edmund-Mach-Stiftung in San Michele all’Adige an. Mithilfe eines innovativen Systems wird das Genom von Insekten, der darin lebenden Bakterien und der Phytoplasmen analysiert, die für die Ansteckung verantwortlich sind. Ziel des Projektes ist es herauszufinden, ob die Übertragung von Phytoplasmen vom Genotyp des Insekts, dessen Bakterien oder vom Phytoplasma-Stamm abhängt. "Der internationale Horizont für die Forschung ist von grundlegender Bedeutung. Ich möchte auch künftig in Südtirol arbeiten, um zur Entwicklung innovativer und wirksamer Methoden zur Bekämpfung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten beizutragen", erklärt Schuler. Nach einer ersten Analysephase wird die Verbreitung der Krankheit an lebenden Pflanzen im Labor untersucht.
Südtirol als Forschungsstandort weiter stärken
"Die Unterstützung der Forschung in unseren Exzellenzbereichen ist ein entscheidendes Instrument zur Positionierung Südtirols auf einer zunehmend internationalen Ebene", betont Landeshauptmann Arno Kompatscher: "Ein wissenschaftliches Umfeld, das in der Lage ist, akademische Ergebnisse auf hohem Niveau zu erzielen, wirkt sich auf die Wirtschaft positiv aus, trägt zur Entwicklung des Gebietes bei und zieht zudem Talente aus." Sowohl auf der Ebene der Studierenden aber auch unter Wissenschaftlern pflegt Südtirol mit Österreich seit Jahren eine enge Zusammenarbeit. "Wir freuen uns daher, mit der Südtiroler Landesverwaltung einen Partner zu haben, um das gemeinsame Potenzial in der Spitzenforschung weiter zu heben und nachhaltig zu fördern", unterstreicht der Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Klement Tockner.