Das zweite “Climbing for Climate – CFC”, eine Initiative des aus 78 Mitgliedern bestehenden Hochschulnetzwerks für nachhaltige Entwicklung – RUS, war ein großer Erfolg.
In der Lombardei wurde die Veranstaltung unter der Federführung des Zentrums für nachhaltige Entwicklung der Universität Brescia in Zusammenarbeit mit der Sektion Brescia des Italienischen Alpenvereins CAI durchgeführt; unter den Teilnehmern war die Universität Mailand mit ihrem Exzellenzcluster „Forschungszentrum Ge.S.Di.Mont. UNIMONT“.
Die Initiative stand unter der Schirmherrschaft des Forschungs- und Dokumentationszentrums für die Agenda für nachhaltige Entwicklung 2030 der Universität Brescia (CRA2030), der Students for Sustainability (S4S) und des Vorstands des italienischen Alpenvereins CAI. Schirmherrschaften gewährten auch das Ministerium für Umwelt und Land- und Meeresschutz MATTM, der Italienische Gletscherausschuss CGI und das Netzwerk Sustainable Development Solutions Network SDSN. Die Aktion war ein Programmpunkt des vom Italienischen Bündnis für nachhaltige Entwicklung veranstalteten Festivals für nachhaltige Entwicklung.
Bei der ersten Veranstaltung 2019 hatte die Universität Brescia die Initiative CLIMBING FOR CLIMATE CFC – eine Begehung des Adamello-Gletschers – ins Leben gerufen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das schwerwiegende Problem des Abschmelzens der Gletscher zu lenken; mit von der Partie waren das Hochschulnetzwerk für nachhaltige Entwicklung RUS und die Sektion Brescia des CAI. Um die Vorgaben zur Eindämmung der Corona-Pandemie einhalten zu können, wurde der zweite Durchgang jeweils vor Ort von einer dem Netzwerk angehörigen Hochschule organisiert. An der wiederum vom RUS koordinierten Tour nahmen noch mehr Hochschulen mit ihren Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Technik und Verwaltung teil. Eine Vertretung all dieser Bereiche der Universität unternahm unter Leitung des Rektors, Prof. Maurizio Tira, eine geführte Tour in der großartigen Natur um den Kessel des Lago Baitone im Adamellomassiv am Brescianer Abschnitt des „Sentiero Italia Cai“.
Die Exkursion, an der Dozenten, Wissenschaftler, Studierende und Techniker teilnahmen, startete am Rifugio Premassone und führte an den Hütten Baitone, Tonolini und Gnutti vorbei. Zu bewältigen waren 17 Kilometer Wegstrecke und fast 1.000 Höhenmeter in einer herrlichen Hochgebirgslandschaft, die jedoch von den vom Klimawandel verursachten, tiefgreifenden Veränderungen gezeichnet ist. Beim CFC 2019 erlebten die Teilnehmer hautnah, welche Auswirkungen die weltweite Erwärmung auf den Rückzug der Gletscher hat; dieses Jahr sollte mit der Initiative daran erinnert werden, wie der Treibhauseffekt die Konzentration von Energie in der Atmosphäre fördert. Diese Energie wird in Extremwetterereignissen wie dem Orkan Vaia am 29. Oktober 2018 freigesetzt. In den Ostalpen bis ins Val Camonica erreichten die Stürme Höchstgeschwindigkeiten von fast 200 Stundenkilometern und verursachten die größten seit einem Jahrhundert verzeichneten Schäden am Waldbestand (41.000 Hektar beschädigter Wald und acht Millionen Kubikmeter umgerissenes Holz in Nordostitalien bis ins Val Camonica).
Die Besichtigung der Talsperren Baitone und Miller diente auch dazu, die Bedeutung erneuerbarer Energie wie der Wasserkraft bei der Bekämpfung der Erderwärmung zu verdeutlichen. Jeder in den beiden Becken gestaute Kubikmeter Wasser, der durch das komplizierte System des seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts erbauten Wasserkraftwerks geleitet wird, wird dann im Werk S. Fiorano „turbiniert“ und reduziert so den Kohle- bzw. Erdölverbrauch zur Energieerzeugung.
Diese Themen waren Gegenstand der Gespräche von Wissenschaftlern und Fachleuten während der Exkursion und, nach der Rückkehr zum Rifugio Premassone, der beiden Seminare, die dort von am UNIMONT in Forschung und Lehre tätigen Wissenschaftler gehalten wurden. Prof. Giorgio Vacchiano sprach über Ursachen und Auswirkungen des Orkans Vaia, der im Gebiet um die Hütte starke Verwüstungen angerichtet hatte; Dr. Rachele Stentella befasste sich mit dem Thema Pflanzenkläranlagen auf Berghütten.
Mit dem zweiten Climbing for Climate unter Federführung des RUS, das dezentral in ganz Italien stattfand, wurden die Themen der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung - Sustainable Development Goals (SDGs) – durch ein Kennenlernen der Gegebenheiten vor Ort und eine aktive Mobilität gefördert.
Ziel der Initiative war die Sensibilisierung der Öffentlichkeit vor Ort und in ganz Italien, insbesondere zu folgenden Aspekten:
Förderung des nachhaltigen Tourismus (SDG 8)
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Inklusion der Bevölkerung in Randgebieten (SDG 10)
Nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11)
Bekämpfung des Klimawandels (SDG 13)
Förderung des Lebens auf der Erde (SDG 15)
Wie wichtig es ist, dass ein universitäres Zentrum wie UNIMONT in einer Bergregion konkret und wirksam gegen die Abwanderung aus diesen Gebieten agiert und dabei Schutz und Nutzung verbindet, wurde bei diesem Anlass dadurch gezeigt, dass Studierende von UNIMONT auf allen Hütten dabei waren: begeisterte junge Menschen, die sich während der Semesterferien auf den für das bewusste und sichere Unterwegssein im Hochgebirge so wichtigen Hütten engagierten, und junge Absolventen von UNIMONT, die die Möglichkeit boten, ausgezeichnete, von ihnen hergestellte Almprodukte zu kosten.
Im Mittelpunkt der Initiative stand jedoch ein an die Behörden vor Ort und die Bürger gerichteter Aufruf zum Schutz und zur In-Wert-Setzung des Natur- und Kulturerbes der Region. Der Tag fand in der Tat seinen Abschluss in der Unterzeichnung eines entsprechenden Appells durch den Prorektor der Universität Brescia Prof. Francesco Castelli, die Direktorin des Zentrums UNIMONT der Universität Mailand Prof. Anna Giorni, den Präsidenten des CAI Brescia Ing. Angelo Maggiori und den Bürgermeister von Sonico Ing. Gian Battista Pasquini: ein Ja zur Zusammenarbeit mit dem Ziel der Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Berggebiete.