Im Allgemeinen versteht man unter der Bezeichnung Bioregion ein Gebiet, das sich biologischen Methoden verschrieben hat und in dem Erzeuger, Bürgerinnen und Bürger, die Tourismuswirtschaft und die öffentliche Verwaltung eine Vereinbarung für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen schließen.
Biologisch steht hier daher nicht nur für eine Praxis in der Landwirtschaft, sondern bedeutet eine bestimmte Philosophie im Umgang mit einer ganzen Region und mit allen Aktivitäten dort. In einem als Bioregion ausgewiesenen Gebiet geht die Inwertsetzung von Bioprodukten somit untrennbar einher mit einer Förderung der Region und ihrer Besonderheiten; das Ziel ist dabei die umfassende Entwicklung des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Potenzials.
Unter diesen Vorzeichen steht das anfänglich vom italienischen Verband für Biolandwirtschaft AIAB und von Valcamonica BIO lancierte Projekt der Bioregion Vallecamonica, die erste Bioregion in der Lombardei und generell eine der ersten alpinen Bioregionen. Die Initiative setzt auf eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in der Regionund die Nutzung und Aufwertung der zahlreichen Kultur- und Naturressourcen dieses Bergtalsund will so die Entwicklung vor Ort fördernund Abwanderung und Aufgabe alpiner Tätigkeiten verhindern.
Die Bioregion Vallecamonica und die Bioregionen allgemein eignen sich gut, um innovative Projektideen voranzutreiben; dies bezeugt beispielsweise das unter Federführung der Bioregion Vallecamonica umgesetzte Projekt „Resiliente Landschaften“ mit den Partnern Valcamonica Bio, Naturpark Adamello und Museumshaus Cerveno. Ziel des Projekt ist es, dem Vordringen des Waldes und der Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen – mit oder ohne Terassenanbau – in Höhen zwischen 500 und 1.500 Meter ü. d. M. im Vallecamonica entgegenzuwirken und rund um ein Netzwerk aus landwirtschaftlichen Betrieben, Gemeinden und Einrichtungen (wie Schulen und Museen) ein Modell zur Entfaltung von Kompetenzen und Ressourcen vorzuleben und dadurch nicht nur eine Umkehr solcher Tendenzen zu bewirken, sondern aus einer qualitativ hochwertigen Landwirtschaft eine Chance für Entwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, aus der Bürgerbeteiligung ein Mittel der Verbesserung der Lebensqualität und aus dem Zusammenwirken zwischen öffentlicher Hand und Privatleuten ein wirkungsvolles Instrument der Pflege und Erhaltung der Landschaft zu machen.
Zu den im Rahmen des Projekts umgesetzten Maßnahmen gehörten nicht nur die erneute Nutzbarmachung von Feldern und der dortige Anbau von alpinen Getreidesorten, sondern auch zahlreiche Bildungs- und Sensibilisierungsangebote wie der Backkurs „Für ein echtes Brot“, ein Workshop über die Risiken von Mutterkorn und Schimmelpilzgiften in Lebensmitteln unter dem Titel „Mutterkorn: ein Ausflug in die Geschichte, ein Risiko in Nahrungsmitteln heute“, der in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Angewandte Studien für die nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Bergwelt – Ge.S.Di.Mont - an der Außenstelle Edolo (Provinz Brescia) der Universität Mailand durchgeführt wurde, sowie die Tagung „Vernetztes Getreide“ anlässlich der „Messe für Nachhaltigkeit in der alpinen Natur“.
Für die alpinen Gemeinden sind Bürgerbeteiligung und besondere Formen des Zusammenschlusses und der Solidarität entscheidend wichtig, da solche Regionen zwar reich an Ressourcen, sonst aber eher durch ihre Randlage benachteiligt sind.In diesem Sinne kann die Schaffung von Bioregionen und die Entwicklung lebendiger Initiativen dort eine interessante Lösung sein, um diese Gebiete zu beleben und aufzuwerten. Nähere Informationen über die Bioregion Vallecamonica und das Projekt der „Resilienten Landschaften“ unter: http://www.biodistrettovallecamonica.it/
Valeria Leoni¹, Luca Giupponi¹, Giulia Ceciliani¹,Stefano Sala¹, Anna Giorgi¹
¹Ge.S.Di.Mont - Exzellenzzentrum UNIMONT- Edolo - www.unimontagna.it