13.03.2020Lombardei

PROPOLIS - EIN WERTVOLLES IMKEREIERZEUGNIS MIT EINZIGARTIGEN EIGENSCHAFTEN IN GEBIRGSREGIONEN

Die Propolis ist zwar mit Gelée royale und Pollen nur ein Nebenprodukt aus dem Bienenstock, sie ist aber wegen ihrer Anwendungen in der Heilkunde und ihrer zahlreichen, von der modernen Wissenschaft immer mehr anerkannten Eigenschaften von großer Wichtigkeit.

Propolis hat als Mittel mit gesundheitsfördernder Wirkung eine lange Geschichte; Zeugnisse existieren schon aus der Zeit der alten Ägypter und der Name weist auf die Funktion im Bienenstock hin: „pro polis“, oder zum Schutz der Stadt.  Die Bienen nutzen in der Tat diese Substanz, um Hohlräume wie mit einem Kitt abzudichten, um Kontaminierungen durch Bakterien, Viren oder Parasiten im Bienenstock vorzubeugen und abgestorbene Eindringlinge im Innern des Stocks einzukapseln und so dank der antiseptischen Wirkung ihre Zersetzung zu verhindern.

Anfangs der Siebzigerjahre glaubte man, dass diese Substanz eine mehr oder weniger gleichbleibende chemische Zusammensetzung habe; Analysen mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden haben jedoch gezeigt, dass das chemische Profil von einem geografischen Gebiet zum anderen – auch bei größerer Nähe – stark abweichen kann.

Ursächlich hierfür ist vor allem die unterschiedlicheVegetation, welche die Bienen nutzen, um die für die Herstellung von Propolis erforderlichen Harze zu sammeln. In vielen Vergleichsstudien wurde die Theorie erhärtet, wonach die Bienen Propolis an Knospen oder anderen pflanzlichen Organen sammeln. Die besten Quellen der Propolis sind Pappeln, Weiden, Birken, Ulmen, Erlen, Buchen, verschiedene Nadelbäume und Rosskastanien. Die Komplexität der chemischen Zusammensetzung der Propolis ist der wichtigste Grund vieler Schwierigkeiten in der Analytik und bei der Standardisierung dieses natürlichen Heilmittels.

Die Forschungsgruppe des Zentrums für Angewandte Studien für die nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Bergwelt – Ge.S.Di.Mont- an der Außenstelle Edolo (Provinz Brescia) der Universität Mailand hat eine in der Poebene in der Region um die Stadt Alessandria erzeugte Propolis mit einem Produkt aus der nahegelegenen Berggemeinde Ponzone (Provinz Alessandria) im Ligurisch-Piemontesischen Apennin verglichen. Beide Propolissorten konnten dem „braunen“ Typus, d.h. aus Pappeln, zugeordnet werden, jedoch mit dem Unterschied, dass die Propolis aus der Tallage ein Gemisch aus der für Flusstäler typischen Schwarzpappel aufwies, während die Propolis aus den Berglagen sich durch besondere Verbindungen, nämlich Glycerol-Phenolester aus Zitterpappeln unterschied, einer Baumart, die in der untersuchten Mittelgebirgs- und Gebirgsregion und allgemein im Apennin und den Alpen vorkommt und die sich in nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Gebieten im Zuge der Wiederbewaldung ausbreitet. Nähere Informationen zu den einschlägigen Forschungsarbeiten finden sich im Artikel „Effectivenessof Different Analytical MethodsfortheCharacterizationofPropolis: A Case of Study in Northern Italy“.https://www.mdpi.com/1420-3049/25/3/504

Bis heute liegen keine systematischen Studien zur Propolis aus Gebieten ohne das Vorkommen von Schwarzpappeln vor. Von 114 in einer europaweiten Studie untersuchten Propolisproben stammten nur 17 aus nordeuropäischen Regionen und Berggebieten. In der genannten Studie wurde nachgewiesen, dass die Propolissorten aus Berggebieten deutlich weniger der für die Propolis aus Pappeln typischen Polyphenole enthielten, trotzdem aber die gleiche biologische Wirkung hatten.

Es ist daher erforderlich, dieses sehr komplexe Imkereierzeugnis, eines der faszinierendsten Produkte, das die harte Arbeit der Bienen dem Menschen liefert, und sicher ein Schlüsselfaktor des Erfolges des „Makroorganismus Bienenstock“,weiter zu erforschen und in Wert zu setzen. Vor allem konnte durch die erwähnte Studie gezeigt werden, dass die Erforschung vieler Imkereiprodukte mit therapeutischen Wirkungen aus den Bergregionen dazu führen kann, dass diese nicht nur als Nebenprodukte, sondern aufgrund ihrer eigenen, besonderen Eigenschaften und ihrer Bedeutung als Functional Foodgenutzt werden.

Valeria Leoni¹, Luca Giupponi¹, Radmila Pavlovic¹, Anna Giorgi¹

¹Ge.S.Di.Mont - Exzellenzzentrum UNIMONT- Edolo - www.unimontagna.it

Weitere Beiträge