Nach einer dreijährigen Pause organisierte die Wald-Wild-Lebensraum-Kommission wieder einen Weiterbildungsanlass zum Thema Biodiversität.
Unter der Leitung des neuen Kommissionspräsident Thomas Unseld und in Anwesenheit von Regierungsrat Beat Tinner fand die Veranstaltung in der Gemeinde Wartau statt, ein nationaler Hotspot der Biodiversität. Sowohl die Anzahl Teilnehmer wie auch das Interesse waren sehr gross.
Die Weiterbildungsveranstaltung der Wald-Wild-Lebensraum-Kommission (WWLK) ist ein Baustein der kantonalen Strategie für den nachhaltigen Umgang mit der Wald-Wild-Lebensraum-Thematik und hat unter anderem zum Ziel, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen von Forst, Jagd und Landwirtschaft zu fördern. Die diesjährige Veranstaltung fand im Gebiet Magletsch in der Gemeinde Wartau statt. Vier Referenten stellten an verschiedenen Posten folgenden Aspekten der Biodiversität im Kanton St.Gallen einem zahlreichen und interessierten Publikum vor.
Biodiversitätsstrategie St.Gallen, 2018-2025
Die kantonale Biodiversitätsstrategie wurde im Jahr 2018 mit dem Ziel verabschiedet. Sie verfolgt das Ziel, die biologische Vielfalt im Kanton St.Gallen langfristig zu erhalten und damit eine hohe Lebens- und Umweltqualität als bedeutender Standortfaktor sicherzustellen, ganz nach dem Motto: «Ein blühender Kanton für Gesellschaft und Wirtschaft». Im Fokus der St.Galler Biodiversitätsstrategie stehen drei Handlungsfelder und die Querschnittsaufgabe «Sensibilisierung der Verantwortlichen». Für jedes Handlungsfeld wird festgehalten, was man erreichen will (strategisches Ziel), wie man dahin kommen möchte (Umsetzungsstrategien) und welche konkreten Massnahmen dafür nötig sind. Die insgesamt zehn Massnahmen betreffen Bereiche, in denen der Handlungsbedarf gross und die Hebelwirkungen für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität im Zeitabschnitt 2018-2025 besonders vielversprechend sind (für eine umfassende Beschreibung der Massnahmen: Biodiversitätsstrategie St.Gallen | sg.ch). Zwei Drittel der vorgesehenen Teilmassnahmen konnten bisher terminlich und im Umfang planmässig umgesetzt werden.
Artenvielfalt im Offenland
In den Regionen Werdenberg und Sarganserland ist die Pflanzenvielfalt so hoch wie fast nirgendwo sonst im nationalen Vergleich. Die Gründe für den botanischen Reichtum liegen in der topographischen, klimatischen und erdgeschichtlichen Vielfalt kombiniert mit abwechselnden landwirtschaftlichen Nutzungsformen. Moore sowie Trockenwiesen und -weiden zählen zu den Lebensräumen mit einer sehr hohen Biodiversität. Im Kanton St.Gallen befindet sich eine hohe Zahl von Flach- und Hochmooren, sowie Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung. Während Moore durch naturgeologische Bedingungen entstanden sind, sind die Trockenwiese und -weiden das Resultat von jahrhundertlanger extensiver Nutzung. Verantwortlich für den Schutz und Unterhalt dieser Lebensräume sind die Gemeinden (durch Schutzverordnungen und GaöL-Verträge).
Artenvielfalt im Wald
Der Wald weist nach wie vor eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen auf und zählt heute noch als naturnaher Lebensraum, in dem weniger Arten gefährdet sind als in anderen Ökosystemen. Im Wald lebt rund die Hälfte der einheimischen Tierarten. Die vorhandenen Biodiversitätswerte im Wald sollen für die Zukunft gesichert werden durch die Umsetzung des naturnahen Waldbaus, durch die Errichtung von Waldreservaten und Altholzinseln, die Aufwertung von Waldrändern sowie durch ein Netz von ökologischen Ergänzungsflächen. Die entsprechenden Planungen liegen vor und werden bereits von den Waldeigentümern umgesetzt. Diese stehen dennoch vor grossen Herausforderungen wie zum Beispiel tiefe Holzpreise, die eine wirtschaftliche Waldpflege erschweren, steigende Ansprüche der Gesellschaft an den Wald sowie der Klimawandel.
Bibermanagement im Rheintal
Der Biber ist 2006 ins Rheintal zurückgekehrt und breitet sich erfolgreich aus. Alle Aktivitäten des Bibers führen zu einer grösseren Strukturvielfalt und zu einer höheren Dynamik, sowohl im als auch am Gewässer. Davon profitiert eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. In vom Biber gestalteten Lebensräumen kommen mehr Amphibien, Vögel, Libellen und Fischarten vor. Die Anwesenheit dieses Nagetiers ist aber auch mit Herausforderungen und Konflikten mit menschlichen Aktivitäten (v.A. Landwirtschaft) und Infrastrukturen verbunden. Ein geeignetes Bibermanagement kann das Zusammenleben mit dieser Tierart ermöglichen und die Konflikte reduzieren.
Die WWLK
Die Wald-Wild-Lebensraum-Kommission wurde im Jahr 2012 vom damaligen Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartementes mit dem Auftrag gegründet, ein nachhaltiges Verfahren für den Umgang mit Wald-Wild-Lebensraum-Problemen zu entwickeln und zu begleiten. Im Jahr 2020 wurde sie von Regierungsrat Beat Tinner wieder reaktiviert. In der Kommission sind Landwirtschaft, Revierjagd St.Gallen, Waldwirtschaft St.Gallen & Liechtenstein sowie die für Jagd und Wald zuständigen kantonalen Fachstellen vertreten.