Über 5,5 Millionen Museumsbesuche, über 800 Forschende: Die Strahlkraft der vor genau 30 Jahren aufgefundenen Gletschermumie ist ungebrochen; Publikationen, Berichte und Webzugriffe belegen es.
Am 19. September 1991 wurde am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen auf 3210 Metern Meereshöhe eine Gletschermumie gefunden, die heute weltweit als Ötzi bekannt ist und auch als Mann vom Hauslabjoch, Mann aus dem Eis oder Mumie vom Similaun bezeichnet wird. "Ötzi ist ein einmaliges Erbe, für Südtirol, für Europa, für die Welt", betont Landeshauptmann Arno Kompatscher, der sowohl als Landesrat für Museen, als auch als Landesrat für Forschung mit der Gletschermumie befasst ist. Das Land sei stolz, dieses Erbe zu beheimaten, sei sich aber auch der Verantwortung bewusst, die damit verbunden ist, sagt der Landeshauptmann.
Die älteste Feuchtmumie der Welt
Es war ein Zufall, dass das Bergwanderer-Ehepaar Simon aus Nürnberg die ausgeaperte Mumie entdeckte. Vier Tage später wurde die Leiche samt mehrerer Beifunde geborgen. Über den Innsbrucker Gerichtsmediziner Rainer Henn kam sie an das Institut für Anatomie der Universität Innsbruck, wo die Forschungen ihren Anfang nahmen. Im Rahmen der Analysen wurde über die Radiokohlenstoffdatierung der Todeszeitpunkt zwischen 3350 und 3120 vor Christus bestimmt. Beim Mann aus dem Eis handelt es sich somit um die älteste menschliche Feuchtmumie der Welt.
Mehr als 800 Forschende
In den vergangenen 30 Jahren haben an die 880 Forschende aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen versucht, Licht in die Geschichte der Gletschermumie zu werfen und haben damit auch dazu beigetragen, Erkenntnisse über das Leben der Steinzeitmenschen zu gewinnen. Neben dem Südtiroler Archäologiemuseum entwickelte sich das Institut für Mumienforschung an der Europäischen Akademie von Ötzi ausgehend zu einer Kompetenzstelle für Mumienforschung mit weltweiten Projekten.
Über 5,5 Millionen Besuchende
Nachdem geklärt war, dass der Fundort etwa 90 Meter von der Staatsgrenze entfernt auf Südtiroler Gebiet liegt, vereinbarten die damaligen Landeshauptleute von Süd- und Nordtirol, Luis Durnwalder und Alois Partl, am 8. Oktober in Innsbruck, dass der Homo tirolensis vom Hauslabjoch und seine Beifunde zuerst an der gemeinsamen Landesuniversität in Innsbruck erforscht und erst danach zur dauerhaften Aufbewahrung nach Südtirol zurückgeführt werden sollen. Seit März 1998 ist die Gletschermumie im Südtiroler Archäologiemuseum ausgestellt, wo sie in einer eigens entwickelten Kühlzelle aufbewahrt wird.
Mehr als 5,5 Millionen Menschen haben die durch natürliche Gefriertrocknung konservierte Leiche aus der Kupfersteinzeit bisher im Südtiroler Archäologiemuseum besucht. Ötzi bleibt ein Publikumsmagnet. Die Südtiroler Landesregierung will die Gletschermumie daher neu, den Anforderungen entsprechend unterbringen. Die Entscheidung über den neuen Museumsstandort soll in Kürze fallen.