Um die Berglandwirtschaft zu beleben, sind Bildung und angewandte Forschung erforderlich.
Unternehmensgründern, die sich dem Anbau und der Verwertung von Heilpflanzen - einer als gelungener Verbindung zwischen Bergwelt und Fitness strategischen Produktionskette - widmen wollen, können sie fachliche Unterstützung und das notwendige Knowhow liefern. Die Lombardei ist bei der Erzeugung von Heilpflanzen eine der führenden Regionen Italiens und das Interesse wächst; tatsächlich ist die Zahl der in dieser Branche tätigen Unternehmen in den letzten Jahren um 41 % gestiegen.
Die Nachricht, dass die Region Lombardei im Juli dieses Jahres das neue Projekt des Bergforschungszentrums der Universität Mailand Ge.S.Di.Mont. gebilligt hat, ist in diesem Sinne ein positives Signal. Das Projekt CereAlp ist im Rahmen des Programms für ländliche Entwicklung PSR angesiedelt und zielt auf die Erforschung und Umsetzung von Best Practices bei Anbau und Verarbeitung alpiner Getreidearten und Heilpflanzen. Mit dem Projekt CereAlp sollen Wissen und gute Praktiken im Zusammenhang mit Anbau und Verarbeitung alpiner Getreidearten und Heilpflanzen kommuniziert und damit diejenigen fortgebildet werden, die bereits in der Branche tätig und auf der Suche nach aktuellen Erkenntnissen und Innovationen sind; gleichzeitig sollen diejenigen informiert werden, die sich zum ersten Mal mit diesem Thema auseinandersetzen möchten.
CereAlp wurde von einem Wissenschaftlerteam mit Unterstützung einiger bereits im Bereich der Heilpflanzen und alpiner Getreidearten tätigen lombardischen Unternehmen und der Bioregion Valle Camonica konzipiert. Um ein Netzwerk zu bilden und eine Region zu entwickeln, ist es wichtig, die Kräfte zu bündeln, und die Rolle einer Hochschule sind Erkenntnisgewinn und Wissensvermittlung. Grundlage des Projekts ist eben die Philosophie, dass Wissen vermittelt werden soll (Kenntnis traditioneller pflanzlicher Ressourcen, Best Practices bei der Erzeugung, Lebensmittelhygiene, neue Vorschriften bei der Erzeugung pflanzlicher Stoffe, usw.), das dann in die Gründung nachhaltiger und qualitativ hochwertiger Produktionsketten wie eben von Getreideerzeugnissen und alpinen Heilpflanzen münden soll.
Der innovative Gedanke, die Erforschung von alpinen Getreidearten und Heilpflanzen zu verbinden, hat sowohl wissenschaftliche als auch mit Traditionen zusammenhängende Gründe, erklärt sich aber auch durch die Multifunktionalität von Berglandwirtschaftsbetrieben. Der Anbau von Getreide (Mais, Roggen, Buchweizen) war früher aus dem Landschaftsbild der lombardischen Berge nicht wegzudenken und heute sind die in der Berglandwirtschaft tätigen Betriebe multifunktional, d.h. ihre Rolle ist nicht nur die Produktion, sondern auch die Erhaltung des Ökosystems und der Landschaft. Nicht selten finden sich daher Betriebe, die nicht nur Getreide, sondern auch Heilpflanzen und andere Pflanzen erzeugen (alte Gemüsesorten, Beeren, usw.).
Darüber hinaus sind die Grenzen zwischen diesen beiden Typologien von Pflanzen oft stark fließend. Jüngste Studien von UNIMONT haben in der Tat aufgezeigt, dass einige in der Lombardei angebaute Kulturvarietäten von Getreiden und Pseudogetreiden wie der Mais Melga Negra Spinusa im Valle Camonica oder der tatarische Buchweizen im Veltlin in ihrem Saatgut eine hohe Konzentration von Sekundärmetaboliten mit beispielsweise antioxidativer Wirkung aufweisen. Diese heute wenig bekannten Sorten sind „neue“ Ressourcen für die Entwicklung von landwirtschaftlichen Produktionsketten und einzigartigen und qualitativ hochwertigen funktionellen Lebensmitteln.
Das Projekt CereAlp ist in diesem Sinne ein hervorragendes Versuchsfeld, um die Bildungs- und Fortbildungsbedürfnisse all derer – vom Landwirt bis zum Wissenschaftler – zu ermitteln, die sich mit alpinen Getreidearten und Heilpflanzen beschäftigen.