Begutachtung von Nutztierrissen liefert wertvolle Daten / DNA-Proben oft als Wettlauf gegen die Zeit
(LK) Sechs mal wurden in diesem Jahr bereits Wolfsrisse mit insgesamt 78 toten Schafen in Salzburg mittels DNA-Analyse bestätigt, zuletzt am 10. August in Lofer. Grundlage dieser Auswertung sind die Rissbegutachtungen im ganzen Land. Gundi Habenicht, Sachverständige der Veterinärdirektion ist zur Stelle, wenn es darum geht, Spuren und Nachweise zu sichern - CSI Wolf sozusagen.
„Die genaue Dokumentation der Wolfs-Verdachtsfälle ist die Basis für die Umsetzung des Wolfsmanagementplans, für Entschädigungen der betroffenen Landwirte aber auch für die vergangene Woche veröffentlichte Verordnung des Maßnahmengebietes Wolf. Darüber hinaus erhalten wir wesentliche Informationen zur Ausbreitung des Beutegreifers in Salzburg“, betont Landesrat Josef Schwaiger.
Schnelligkeit zählt
Wenn der Wolfsbeauftragte des Landes, Hubert Stock, von einem Bauern über einen Nutztierriss informiert wird, benachrichtigt er Gundi Habenicht, Sachverständige der Veterinärdirektion und der Naturschutzabteilung. Diese macht sich – auch Wochenends - schnellstmöglich auf den Weg, um möglichst frische Spuren zu sichern und von den Betroffenen alles zum Vorfall zu erfahren.
Habenicht: „Wettlauf gegen die Zeit.“
Gemeldete Nutztierrisse versucht die Sachverständige der Veterinärdirektion immer möglichst rasch zu begutachten. „Besonders im Sommer schreiten Verwesungsprozesse schnell voran oder zahlreiche andere Tiere wie Fuchs, Dachs, Greifvögel oder Maden machen den Kadavern zu schaffen. Mit jeder Stunde wird es schwerer den Verursacher eines Risses festzustellen“, sagt Habenicht. Aber nicht immer ist es sinnvoll schnell vor Ort zu sein. Wenn nur noch Knochen aufgefunden wurden, kann auch nicht mehr ermittelt werden, was ein Tier getötet hat. Auch lassen die Wetterbedingungen oder unzugängliche Gebiete eine zeitgerechte Begutachtung manchmal nicht zu.
Wertvolle Informationen zum Wolf
Die Rissbegutachtung hat einen mehrfachen Nutzen. Einerseits den Nachweis, dass ein Wolf Nutztiere gerissen hat. Dieser ist Grundlage für die Entschädigung der betroffenen Landwirte und für mögliche andere Maßnahmen, die im Wolfsmanagementplan des Landes geregelt sind. „Andererseits gewinnt man wichtige Datengrundlagen. Wie viel Schaden kann ein Wolf anrichten, in welcher Zeit tötet er wie viele Schafe, was davon wird gefressen und wie lange bleibt er in einem Gebiet. Auch auf die Anzahl der Wölfe in Salzburg können wir so schließen und aus welchen Regionen diese zu uns kommen“, fasst Gundi Habenicht die Vielzahl an Informationen zusammen und ergänzt: „Die Wölfe der jüngsten Risse stammen laut den DNA-Analysen mehrheitlich aus Italien. Dort hat die Rudelbildung stark zugenommen und abwandernde Tiere treffen häufig zuerst in Tirol oder Salzburg auf“, so Habenicht.
Tatortanlayse verrät viele Details
Die Rissbegutachtung ist eine umfassende Untersuchung des „Tatortes“. „Wir laufen nicht mitten ins Zentrum des Geschehens, sondern versuchen die Lage im Gebiet festzuhalten, keine Spuren zu verwischen und zu rekonstruieren, wie sich der Beutegreifer angenähert hat. Am gerissenen Tier beginnen wir von außen nach innen, suchen Bisse und Fraßspuren und untersuchen systematisch den ganzen Körper. Ein Hinweis auf Wölfe ist beispielsweise der Kehlbiss mit dem der Wolf gezielt im Halsbereich ansetzt. Wesentlicher Teil unserer Arbeit ist auch der Kontakt zu den Betroffenen. Sie haben die Ortskenntnis, kennen die Region und liefern wertvolle Informationen aus erster Hand“, erläutert Gundi Habenicht.
Mit genetischer Probe zur Herkunft
An frischen Rissen werden Speichelproben für eine genetische Analyse gezogen. Diese werden außen vom Fell entnommen. Zudem können, wenn vorhanden, Haare oder Ausscheidungen verwendet werden. Gibt es ausreichend gutes Probenmaterial liefert die Genanalyse, die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien gemacht wird und einige Wochen dauern kann, Informationen zu Tierart, Geschlecht und Herkunft bis hin zur Aufschlüsselung des individuellen Codes. „Das Labor steht im ständigen Austausch mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Europa. Somit liefern unsere Daten auch einen wertvollen Beitrag zur Erhebung der Entwicklung der Situation in Europa insgesamt“, sagt Landesrat Josef Schwaiger.
Genaue Dokumentation als Entscheidungsgrundlage
Das Monitoring und die Begutachtung bei Nutztierrisse in Salzburg ist ein aufwendiger Prozess, aber ein notwendiger wie Schwaiger betont: „Neben Rissbegutachtungen gehen wir auch allen anderen Hinweisen wie Sichtungen, Begegnungen, Fotos und Fährten nach. Die genaue Dokumentation und Überprüfung jedes einzelnen Hinweises ermöglicht uns aber eine Entscheidungsbasis, nicht nur für die Klärung des einzelnen Falles, sondern langfristig auch für die Früherkennung von gefährlichen Situationen“, sagt der Landesrat und ergänzt: „Es geht um nichts geringeres als unserer Almbauern, die Kulturlandschaft und damit das Gesicht des Landes. Dafür ist der Aufwand mehr als gerechtfertigt.“ LK_210825 (mw/mel)
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